Aktiv – Sehen
Kunstwerke betrachten
&
praktisch nachvollziehen
Einführung
wgVoigt
Aktiv-Sehen ist als Kurs angedacht. Ich möchte mit Ihnen unterschiedliche Bilder – haupt-sächlich Kunstwerke großer Meister aber auch alltägliche Fotografien z.B. Landschaften – betrachten und sie praktisch d.h. mit Stift und / oder Pinsel nachvollziehen. Das Ziel, das wir hier verfolgen, ist, bildnerische Elemente eines Werkes kennen zu lernen und ihren optisch-sinnlichen Wert zu bestimmen. Diese Bestimmung muss sinnlichen „non-verbalen“, also tätigen Charakter haben, wenn wir durch sie das Werk präziser erleben wollen.Kunstwerke betrachten
&
praktisch nachvollziehen
Einführung
wgVoigt
Es geht uns hier nicht um kunsthistorische Analysen, Einordnungen und Erläuterungen eines Künstlers und seiner Arbeit. - Ich bin Maler und Zeichner. Mit mir können Sie einem Werk unter dem Gesichtspunkt sinnlich erlebbarer Kategorien zu Leibe rücken, bildnerische Wirkungen erkennen und erleben, auch lernen, wie auf diesem Weg nicht nur Ihre Fähigkeit wächst, Bilder zu sinnlich zu erfassen, sondern auch die, selbst Bilder zu gestalten, gestärkt wird.
Die Arbeiten großer Meister eignen sich hervorragend für unser Vorhaben, weil sie uns bereits ein kunstvolles Geflecht aus Linien, Flächen und Farben bieten, die in der Natur so nicht vorkommen. Früher war es in Künstlerwerkstätten üblich, das Handwerk durch Nachahmen der meisterlichen Zeichnung zu erlernen und sich so die Kategorien der Darstellung zu erarbeiten.
Welche Kategorien sind gemeint: wir betrachten die Linie und ihre Wirkungen (wirkt locker, verkrampft, langweilig, interessant, ruhig, nervös, fahrig, konzentriert, kraftvoll, hart, weich, zart, zögernd, spontan, gewollt,), die Fläche und wie sie im Bild auftritt (Form u. Formveränderung, Formbedeutung, Kraft u. Ausdehnung, Bewegung u. Richtung, Gewicht (opt. Schwere), ) und die Farbe als Licht - Art der Helligkeit und Übergänge zum Dunkel / Temperatur - Wärme u. Kälte Assoziationen und wie sie erscheinen / Leuchtkraft - Reinheit des Pigments, Intensität - bunte und unbunte Farbe, Raumfarbe - irdische und atmosphärische Farben.
Bringen Sie die Neugier des Entdeckers mit. Ich hoffe, dass alle Schritte so angelegt sind, dass wir sie leicht nachvollziehen können. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu arbeiten.
AktivSehen
Praxis
Bilder anschauen ist eine Entdeckungsreise. Das ist meine These
Die drei Ebenen der Reise und praktische Versuche:
1.Die Welt der Linien
2.Die Welt der Formen
3.Die Welt der Farben
Die Welt der Linien
Linien und Linienbündel vermitteln unmittelbaren Ausdruckscharakter: sie sind gerade, kurvig, kurz, lang, ruhig, nervig, aufstrebend, abfallend usf.
Linien sind aber auch das Gerüst der Architektur eines Werkes. Wir unterscheiden sie nach ihrer
tragenden, lastenden und dynamischen Funktion. Sie sing Teil des Ganzen ung wirken unterschwellig.
Deswegen bedarf es gespannter Aufmerksamkeit und einiger Hilfsgriffe, ihre Bedeutung
herauszustellen. Wir versuchen, die Wirkungen der im Bild vorhandenen Linien zu isolieren. Dazu
legen Sie eine Folie über das Original und zeichnen Sie alle lagernden (waagerechten) Linien nach.
Nehmen Sie eine zweite Folie und ziehen Sie alle aufstrebenden Linien nach. Legen Sie beide Folien
übereinander, um das Ergebnis am Original zu überprüfen – es müsste ungefähr ein Abbild der Linien-
struktur des Originals ergeben.
Im Folgenden suchen wir einen Weg, zu erfassen, welche emotionalen Klänge das Werk bei uns auslöst. Es ist wichtig, der persönlichen Bewegtheit auf die Spur zu kommen.
1.Aufgabe:
Linien sind Gesten auf dem Papier. Betrachten Sie die Folie mit den lagernden Linien. Versuchen Sie den Charakter der einzelnen Linie im Nachziehen zu spüren, Ihre Strenge, Konzentriertheit, ihre Zartheit, Weichheit, Klarheit, ihre Heftigkeit oder Zögerlichkeit. Bedenken Sie, es geht darum, die Eigenheiten des Originals emotional zu ergründen. Verändern Sie gegebenenfalls die Linienführung (horizontale Abstände, Dicke, Zartheit), um ein deutlicheres Ergebnis zu erzielen. Hier einige Beispiele, wie Linien als Gesten ausprobiert werden können:
Beispiel 1
Beispiel 2
Beispiel 3
Variationen können sowohl im Material Bleistift, Kreide, Tusche - als auch auf verschiedenen Papieren geprobt werden.
2.Aufgabe:
Machen Sie statische und dynamische Linienversuche wie oben.
Im zweiten Schritt ändern Sie Richtung und Rhythmus (Dichte) der strebenden Linien auf einem neuen Blatt, um im Hinblick auf das Original die Auswirkungen zu überprüfen.
3.Aufgabe:
Versuch einer freien, linearen Interpretation des Originals.
Die Welt der Formen
Zwischen Linie und Farbe steht die Form. Linien erzeugen Form. Farbe ist immer auch Form. Dennoch
ist die Form ein ganz eigenständiges, kompliziertes Gestaltungselement. Form wirkt immer nach innen
und nach außen. Das liegt daran, dass jede Form einen Mittelpunkt aufweist, durch den alle möglichen
Wirkungen gebunden erscheinen. Geometrische Formen (Kreis, Quadrat, Rechteck, Zylinder usf.) sind
hilfreich, weil sie in ihrer einfachen Gestalt eine Beurteilung der unregelmäßigen Formen erleichtern.
So erleben wir Kreis und Quadrat als ruhige, ausgewogene Elemente. Das Rechteck ist stabil strebend
oder lagernd, das Dreieck kann ausgewogen (gleichseitiges) oder gerichtet sein.
Diese Phänomene machen wir uns bei unseren Versuchen zu Nutze.
4.Aufgabe:
Bewerten Sie den Charakter der Ihnen wichtigen Flächen im Bild. Diese Formen sind schwer / leicht, ruhend / gerichtet, aufsteigend / fallend, kantig / fließend usw. (Um Formen unabhängig vom dargestellten Gegenstand erkennen zu können, ist es hilfreich, die Abbildung auf den“Kopf“ zu stellen.)
Zeichnen Sie Formen, die Sie spannend finden, auf ein gesondertes Blatt, färben Sie sie ein. Falls sich die Einschätzung als schwierig erweist, bestimmen Sie die Form, indem Sie verwandte lineare, geometrische Formen darüber zeichnen. (Betrachten Sie die „Restformen“ aufmerksam, denn diese sind so etwas wie Zwischentöne, die Ihre Ausgangsfläche zur unverwechselbaren Form machen). Hilfreich kann auch sein, die Ausrichtung ihrer Grundform und die der Restformen durch Pfeile zu verdeutlichen.
5.Aufgabe:
Nehmen Sie das Blatt mit Ihren aussagekräftigen Formen. Schneiden Sie diese Formen aus und bauen Sie mit den isolierten Formelementen ein neues – auch abstraktes - Bild, das Ihrer Deutung des Originals entspricht (keine Nachahmung. Zeigen Sie was Ihnen wichtig ist.). Sie können die Elemente solange verschieben, bis sie eine Lösung finden und diese dann in Farbflächen festhalten.
6.Aufgabe:
Wir kehren jetzt zum Ausgangspunkt zurück: Bauen Sie aus den gewonnenen Formen ein eigenes Bild, das Ihrem Gefühl nach den Charakter des Originals nahe kommt.
Die Welt der Farben
In dem Bild sehen Sie dominierende Farben, Farbgruppen (Farben die sofort Ihre Aufmerksamkeit
in Anspruch nehmen) und untergeordnete Farben, über die das Auge hinweg gleitet.
7.Aufgabe:
Erstellen Sie einen regel- oder unregelmäßigen Farbraster, in dem Sie die Ihnen als wichtig erscheinenden Farben aus dem Bildzusammenhang herauslösen und sie nach ihrer emotionalen Bedeutung als Quantität neu bestimmen (große Aufmerksamkeit = viel Bildfläche). Sie können die Farbflächen völlig frei nebeneinander in Ihr Blatt setzen oder sich an der Aufteilung im Original orientieren. (s. Beispiele)
8.Aufgabe:
Malen Sie eigene kleine Kompositionen, die das Ergebnis Ihres emotionalen Rasters zu einem eigenständigen Bild zusammenfügen.
9.Aufgabe:
Versuchen Sie mit Ihrer Komposition dem Original nahe zu kommen.
Praxis
Bilder anschauen ist eine Entdeckungsreise. Das ist meine These
Die drei Ebenen der Reise und praktische Versuche:
1.Die Welt der Linien
2.Die Welt der Formen
3.Die Welt der Farben
Die Welt der Linien
Linien und Linienbündel vermitteln unmittelbaren Ausdruckscharakter: sie sind gerade, kurvig, kurz, lang, ruhig, nervig, aufstrebend, abfallend usf.
Linien sind aber auch das Gerüst der Architektur eines Werkes. Wir unterscheiden sie nach ihrer
tragenden, lastenden und dynamischen Funktion. Sie sing Teil des Ganzen ung wirken unterschwellig.
Deswegen bedarf es gespannter Aufmerksamkeit und einiger Hilfsgriffe, ihre Bedeutung
herauszustellen. Wir versuchen, die Wirkungen der im Bild vorhandenen Linien zu isolieren. Dazu
legen Sie eine Folie über das Original und zeichnen Sie alle lagernden (waagerechten) Linien nach.
Nehmen Sie eine zweite Folie und ziehen Sie alle aufstrebenden Linien nach. Legen Sie beide Folien
übereinander, um das Ergebnis am Original zu überprüfen – es müsste ungefähr ein Abbild der Linien-
struktur des Originals ergeben.
Im Folgenden suchen wir einen Weg, zu erfassen, welche emotionalen Klänge das Werk bei uns auslöst. Es ist wichtig, der persönlichen Bewegtheit auf die Spur zu kommen.
1.Aufgabe:
Linien sind Gesten auf dem Papier. Betrachten Sie die Folie mit den lagernden Linien. Versuchen Sie den Charakter der einzelnen Linie im Nachziehen zu spüren, Ihre Strenge, Konzentriertheit, ihre Zartheit, Weichheit, Klarheit, ihre Heftigkeit oder Zögerlichkeit. Bedenken Sie, es geht darum, die Eigenheiten des Originals emotional zu ergründen. Verändern Sie gegebenenfalls die Linienführung (horizontale Abstände, Dicke, Zartheit), um ein deutlicheres Ergebnis zu erzielen. Hier einige Beispiele, wie Linien als Gesten ausprobiert werden können:
Beispiel 1
Beispiel 3
2.Aufgabe:
Machen Sie statische und dynamische Linienversuche wie oben.
Im zweiten Schritt ändern Sie Richtung und Rhythmus (Dichte) der strebenden Linien auf einem neuen Blatt, um im Hinblick auf das Original die Auswirkungen zu überprüfen.
3.Aufgabe:
Versuch einer freien, linearen Interpretation des Originals.
Die Welt der Formen
Zwischen Linie und Farbe steht die Form. Linien erzeugen Form. Farbe ist immer auch Form. Dennoch
ist die Form ein ganz eigenständiges, kompliziertes Gestaltungselement. Form wirkt immer nach innen
und nach außen. Das liegt daran, dass jede Form einen Mittelpunkt aufweist, durch den alle möglichen
Wirkungen gebunden erscheinen. Geometrische Formen (Kreis, Quadrat, Rechteck, Zylinder usf.) sind
hilfreich, weil sie in ihrer einfachen Gestalt eine Beurteilung der unregelmäßigen Formen erleichtern.
So erleben wir Kreis und Quadrat als ruhige, ausgewogene Elemente. Das Rechteck ist stabil strebend
oder lagernd, das Dreieck kann ausgewogen (gleichseitiges) oder gerichtet sein.
Diese Phänomene machen wir uns bei unseren Versuchen zu Nutze.
4.Aufgabe:
Bewerten Sie den Charakter der Ihnen wichtigen Flächen im Bild. Diese Formen sind schwer / leicht, ruhend / gerichtet, aufsteigend / fallend, kantig / fließend usw. (Um Formen unabhängig vom dargestellten Gegenstand erkennen zu können, ist es hilfreich, die Abbildung auf den“Kopf“ zu stellen.)
Zeichnen Sie Formen, die Sie spannend finden, auf ein gesondertes Blatt, färben Sie sie ein. Falls sich die Einschätzung als schwierig erweist, bestimmen Sie die Form, indem Sie verwandte lineare, geometrische Formen darüber zeichnen. (Betrachten Sie die „Restformen“ aufmerksam, denn diese sind so etwas wie Zwischentöne, die Ihre Ausgangsfläche zur unverwechselbaren Form machen). Hilfreich kann auch sein, die Ausrichtung ihrer Grundform und die der Restformen durch Pfeile zu verdeutlichen.
5.Aufgabe:
Nehmen Sie das Blatt mit Ihren aussagekräftigen Formen. Schneiden Sie diese Formen aus und bauen Sie mit den isolierten Formelementen ein neues – auch abstraktes - Bild, das Ihrer Deutung des Originals entspricht (keine Nachahmung. Zeigen Sie was Ihnen wichtig ist.). Sie können die Elemente solange verschieben, bis sie eine Lösung finden und diese dann in Farbflächen festhalten.
6.Aufgabe:
Wir kehren jetzt zum Ausgangspunkt zurück: Bauen Sie aus den gewonnenen Formen ein eigenes Bild, das Ihrem Gefühl nach den Charakter des Originals nahe kommt.
Die Welt der Farben
In dem Bild sehen Sie dominierende Farben, Farbgruppen (Farben die sofort Ihre Aufmerksamkeit
in Anspruch nehmen) und untergeordnete Farben, über die das Auge hinweg gleitet.
7.Aufgabe:
Erstellen Sie einen regel- oder unregelmäßigen Farbraster, in dem Sie die Ihnen als wichtig erscheinenden Farben aus dem Bildzusammenhang herauslösen und sie nach ihrer emotionalen Bedeutung als Quantität neu bestimmen (große Aufmerksamkeit = viel Bildfläche). Sie können die Farbflächen völlig frei nebeneinander in Ihr Blatt setzen oder sich an der Aufteilung im Original orientieren. (s. Beispiele)
8.Aufgabe:
Malen Sie eigene kleine Kompositionen, die das Ergebnis Ihres emotionalen Rasters zu einem eigenständigen Bild zusammenfügen.
9.Aufgabe:
Versuchen Sie mit Ihrer Komposition dem Original nahe zu kommen.
wird fortgesetzt.
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