ZeichnenLernen Einführung

Montag, 14. Januar 2013

Sandro Botticelli - "Beweinung Christi"


Botticelli "Beweinung Christi"



Kontur zum Bild



Alte Pinakothek, München.


Als ich begann, mich mit diesem Werk auseinanderzusetzen, war ich mir nicht bewußt, dass diese Arbeit
viele Sitzungen in Anspruch nehmen würden, bevor ich mit der Komplexität einigermaßen vertraut werden konnte. Insofern bedaure ich es, dass ich für diese Art der Recherche nur so wenig Zeit aufbringen kann.

Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass das Rüstzeug, das die "Alten" zur Gestaltung ihrer Themen benutzten, Maler und Zeichner noch heute zu spannenden Ergebnissen bei der Umsetzung ihrer optischen Vorhaben führen würde. Es ist mit einer Definition des "Goldenen Schnitt"s - wie einer meiner Kritiker zu Beginn meiner Veröffentlichungen meinte - nicht getan.

Ein kleiner Hinweis auf die Raffinesse der Komposition mag zum genauen Hinschauen einladen: Der stehende Apostel rechts im Bild, der den tragenden Teil des Grabes nicht nur überdeckt, sondern ihn ersetzt, wird durch die Einfachheit, ja Ruhe seiner Geste fast zur "Säule" des Ganzen. Die starke Bewegung der weinenden Frauen, die kompositorisch  - zusammen - ein lagerndes Dreieck bilden, zielt auf die linke Seite des Bildes und wird von den zwei Aposteln links "aufgefangen". Zwischen dieser rhythmischen Bewegung und dem rechts Stehenden wird der Blick frei auf das Thema des Bildes: die innige Vereinigung der Köpfe des Christus und der Maria (hier mag der goldene Schnitt mit im Spiel sein). Es ließe sich ein Buch schreiben, wenn man versuchte, die kompositorischen Maßnahmen im Einzelnen zu beschreiben, die das Auge des Betrachters im Bild führen.  

Zum ersten Mal standen mir bei meiner Arbeit nicht nur einige Stifte und ein Block zur Verfügung, ich konnte mich an einem PAD vergnügen und ich denke die Ergebnisse können sich auch sehen lassen.

Abb. 1
Im nachfolgenden Bild zeige ich, wie sich mein subjektives Sehen durch die Komposition Botticelli´s  führen läßt. Ich betone das "subjektive Sehen". Es gibt sicherlich viele Möglichkeiten, sich das  Bild zu erschließen.
Zumindest ist in dieser Strukturskizze durch die Pfeile einer dieser Wege aufgezeigt. Schön zu sehen, wie sich rechts die beiden Köpfe - durch nichts überlagert - im "Offenen" begegnen.


Bewegungsstudie PAD Copyright wgVoigt 2012



Abb. 2
Mit der folgende Studie versuche ich, auf vereinfachende Weise, mit der Gestik vertraut zu werden. Die Verteilung der schwarzen und weißen Flächen unterliegt völlig intuitiven Gesichtspunkten. Ich betone, was ich optisch erfahre.



Gesten - Studie PAD Copyright wgVoigt 2012


Abb. 3
In dieser holzschnittartigen Studie befasse ich mich mit dem Rhythmischen, dem  "Wogen" der Figuren. Über die Köpfe der aufrecht Stehenden wird der Blick von rechts nach links geführt. Heiligenschein und Faltenwurf lenken links unser Augenmerk dann weiter auf  den Arm der den Christus-Fuß haltenden Knieenden. Auffällig, wie reich an detaillierter Draperie diese Bildpartie ausgestattet ist - als ob hier der Höhepunkt des Geschehens liege. Nach diesem Blickfang wandert das Auge weiter über die hoch gehaltene Hüfte, den schlichten, hellen Oberkörper des Gekreuzigten hin zum Christuskopf unten rechts und hier erst erreichen wir das inhaltliche Zentrum: das innige, zärtliche tête á tête der Mutter mit dem Sohn.



Rhytmus - Studie PAD Copyright wgVoigt 2012

Es ist diese unglaubliche Zartheit der menschlichen Geste endgültigen Abschied-Nehmens, die mich zutiefst berührt und von der ich glaube, das sie nur ein Botticelli so glaubwürdig gestalten kann.

Neue Abbildungen                    -      sie werden demnächst geordnet und kommentiert.















































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